Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch begrüßte gemeinsam mit dem Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Walter Witke, den hohen Besuch aus Düsseldorf. An dem Treffen nahmen auch die Leitungen der wissenschaftlich eng mit Bonn zusammenarbeitenden Universitäten, der Rektor der TU Dortmund, Prof. Dr. Manfred Bayer, und die Rektorin der Universität Siegen, Prof. Dr. Stefanie Reese, teil.
Beschleuniger-Forschung hat in Bonn eine 70-jährige Tradition – etwa genauso lang, wie am seit 1954 bestehenden europäischen Forschungszentrum CERN. Prominentester Kopf in diesem Bereich war der Bonner Physiker Wolfgang Paul, der 1989 mit seinem Arbeiten zur Ionenfalle den Nobelpreis für Physik erhielt. Der Vorstandssprecher der ELSA-Beschleunigergruppe, Prof. Dr. Klaus Desch, gab einen Überblick über die Elektronen-Stretcher-Anlage – kurz: ELSA – wird vom Physikalischen Institut der Universität Bonn. Sie umfasst einen Elektronenbeschleuniger sowie Experimentieranlagen zur Untersuchung der Resonanzstruktur von Protonen, Neutronen und Mesonen. Der eigentliche Beschleuniger besteht aus drei Stufen und liefert einen Strahl von Elektronen mit variabler Energie. „Um diesen Beschleuniger betreiben zu können, sind auf die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen angewiesen, das sich maßgeblich an den Energie- und Wartungskosten beteiligt. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar“, sagte Prof. Desch an Ministerin Brandes gerichtet.
Experimentiermöglichkeiten für Generationen von Forschenden
ELSA erlaubt es durch geschickte Erweiterungen der Experimentiermöglichkeiten auch den nachfolgenden Generationen von Forschenden, die Anlage nutzbringend für Forschungsarbeiten einzusetzen. Die Anlage spielt eine zentrale Rolle in der Exzellenzcluster-Initiative „Color meets Flavor“ der Universitäten Bonn, Dortmund und Siegen sowie des Forschungszentrums Jülich. Ziel ist es, das Standardmodell der Teilchenphysik präzise zu überprüfen und nach neuen Phänomenen zu suchen. Dazu soll das Zusammenspiel von starker Wechselwirkung (Color) und schwacher Wechselwirkung (Flavor) untersucht werden um Rückschlüsse auf die Struktur der Materie im subatomaren Bereich zu ermöglichen.
Der Sprecher der Initiative Prof. Dr. Jochen Dingfelder von der Universität Bonn erklärte: „Vielleicht gibt es noch unentdeckte Teilchen oder Wechselwirkungen? Durch gemeinsame theoretische Arbeiten und experimentelle Messungen von Prozessen mit einem Zusammenspiel von Color und Flavor wollen wir das in den kommenden Jahren intensiver untersuchen.“ Die Initiative passierte erfolgreich die Vorauswahl und wird derzeit zum Vollantrag ausgearbeitet. Sie basiert auf jahrelanger Erfahrung in der Zusammenarbeit der beteiligten Forschenden.
Rektor Prof. Hoch betonte: „Ich habe mich sehr gefreut, Ministerin Brandes heute bei unserer Elektronen-Stretcher-Anlage ELSA zu begrüßen. Seit 1987 ermöglicht ELSA Spitzenforschung im Bereich der Teilchenphysik. Ganz aktuell spielt sie eine entscheidende Rolle in unserer Clusterinitiative „Color Meets Flavor“, an der auch die TU Dortmund, die Universität Siegen und das Forschungszentrum Jülich beteiligt sind. Umso schöner war es, dass der heutige Besuch auch von der Siegener Rektorin Stefanie Reese und dem Dortmunder Rektor Manfred Bayer begleitet wurde – ein starkes Zeichen für das Commitment der drei Universitätsleitungen, die Clusterinitiative zu einem weltweit führenden Zentrum für die Erforschung der starken und schwachen Wechselwirkung zu entwickeln.“
Spitzenforschung "made in NRW"
Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler standen der Ministerin als Gesprächspartner zur Verfügung. Die Ministerin zog nach einer rund anderthalbstündigen Intensivreise durch die Welt der Teilchenphysik eine begeisterte Bilanz: „Die Exzellenzuniversität Bonn zeigt hier einmal mehr, wie es geht: Auf langjähriger Expertise aufbauen und mit neuen Ideen die aktuellen Herausforderungen der Forschung angehen. Nach jahrelanger gemeinsamer Erfahrung in der Zusammenarbeit geschieht dies gemeinsam mit der TU Dortmund, der Universität Siegen und dem Forschungszentrum Jülich. Die Exzellenzcluster-Initiative „Color meets Flavor“ gehört zu den 41 Neuanträgen, die es in die Endrunde für der Exzellenzcluster-Bewerber geschafft haben. Allein das ist ein großer Erfolg. Die Landesregierung unterstützt die Hochschulen nach Kräften dabei, bei der Bewerbung um Exzellenzcluster erfolgreich zu sein. So stärken wir weiter den Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. Das Land kann stolz sein auf Spitzenforschung ‚made in NRW‘.“